Auf dem Weg zur FIS Snowboard, Freestyle und Freeski WM 2027

Pistenbau für die FIS Europa Cup-Bewerbe in Gargellen und am Golm

Die Vorbereitungen für die FIS Snowboard, Freestyle und Freeski Weltmeisterschaften 2027 im Montafon laufen auf Hochtouren – und ein entscheidender Baustein ist der Pistenbau für hochkarätige Rennen. Beim FIS Europa Cup in Gargellen und am Golm werden nicht nur die Athletinnen und Athleten gefordert, sondern auch jene, die die perfekte Rennstrecke schaffen.

Alexander Borg und Manuel Stross sind zwei der Experten, die hinter den Kulissen dafür sorgen, dass die Rennpisten den höchsten Standards entsprechen. In unserem Gespräch geben sie Einblicke in die Herausforderungen des Pistenbaus, die Bedeutung der FIS Europa Cup Bewerbe als Testlauf für die FIS Snowboard, Freestyle und Freeski WM 2027 und was es braucht, um perfekte Bedingungen für die weltbesten Skirennläuferinnen und Skirennläufer zu schaffen.

Manuel Stross von Gargellen im Interview

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Wie bist Du zum Pistenbau gekommen?

"Ich bin seit 13 Jahren bei den Gargellner Bergbahnen als Betriebsleiter tätig.

Der Pistenbau und die technische Beschneiung bilden das Fundament für eine erfolgreiche Skisaison. Technische Hilfsmittel erleichtern unsere Arbeit zwar bis zu einem gewissen Grad, doch am Ende sind es die Erfahrung und das Können unseres Teams, die den entscheidenden Unterschied machen – denn erst das perfekte Zusammenspiel aus Mensch und Technik sorgt für optimale Bedingungen.

Seit einigen Jahren bin ich nun Teil dieses anspruchsvollen Prozesses und stelle mich mit großer Leidenschaft der Herausforderung, die Pisten für die diesjährigen FIS Europa Cup Bewerbe und die FIS Snowboard, Freestyle und Freeski WM 2027 bestmöglich vorzubereiten."

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Wie läuft die Präparierung der FIS Europa Cup-Strecke ab und wie viel Schnee wird dafür benötigt? Wie viele Personen sind an der Pistenpräparierung beteiligt? 

"Für unseren Weltcuphang werden rund 80.000 m³ Schnee benötigt – eine Mischung aus Naturschnee und technisch erzeugtem Schnee, um optimale Bedingungen zu gewährleisten.  

Vergangenen Freitag haben wir mit den ersten Arbeiten für den Streckenbau begonnen. Aktuell sind bis zu drei Pistengeräte im Einsatz, um die Piste zu präparieren. Die technische Beschneiung läuft außerhalb der Betriebszeiten. Derzeit arbeiten fünf bis sechs Mitarbeiter der Gargellner Bergbahnen an der Rennstrecke.  

In den letzten 14 Tagen vor dem Rennen geht es dann in die finale Phase: Die Piste wird perfektioniert, die Bodenbeschaffenheit optimiert und das Start- sowie Zielgelände final vorbereitet. Am FIS Europa Cup-Wochenende selbst sind schließlich rund 40 Personen im Einsatz – darunter Shaper, Torposten, Rutscher sowie Start- und Zielrichter –, um einen reibungslosen Ablauf der Rennen sicherzustellen."

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Welche Herausforderungen gibt es bei der Präparation der Piste speziell in Gargellen?

"Die größte Herausforderung in diesem Jahr ist eindeutig die geringe Menge an Naturschnee.  

Um dennoch bestmögliche Bedingungen zu schaffen, setzen wir auf Snowfarming und Schneebords, die den Schnee bei Wind gezielt ablagern. So versuchen wir, so viel Naturschnee wie möglich zu nutzen und die Produktion von technischem Schnee auf ein Minimum zu reduzieren.  

Täglich analysieren wir Wetterprognosen und Vorhersagen, um die optimalen Zeitfenster für die Schneeproduktion zu erkennen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.  

Besonders anspruchsvoll ist der Starthang: Er ist äußerst steil, was den Streckenbau und den Schneeaufbau zu einer echten Herausforderung macht – gleichzeitig sorgt genau das für eine spektakuläre und sportlich attraktive Rennstrecke."

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Wie wird sichergestellt, dass die Piste für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gleichen Bedingungen bietet? 

"Die FIS gibt klare Vorgaben vor, etwa zur Länge, Breite und Neigung der Rennstrecke.  

Die größte Herausforderung besteht darin, eine Piste mit absolut gleichen Bedingungen für beide Kursseiten zu schaffen, sodass weder der rechte noch der linke Lauf bevorzugt wird.  

Dank unserer hochmodernen Pistengeräte mit integrierter Schneehöhenmessung können wir diese Präzision gewährleisten und die optimale Grundlage für faire Wettkämpfe schaffen."

Alexander Borg vom Erlebnisberg Golm im Interview

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Welche Vorbereitungen sind nötig, um einen FIS Europa Cup-Bewerb wie diesen am Golm auszurichten?

"Dieser FIS Europa Cup dient als Test-Veranstaltung für die FIS Snowboard, Freestyle und Freeski WM 2027, weshalb die Vorbereitungen bereits im vergangenen Winter begonnen haben. Obwohl dieser Sport in Österreich noch wenig Bekanntheit genießt, haben wir uns das Ziel gesetzt, den Wettkampf auf höchstem Niveau durchzuführen. Dazu sind wir Partnerschaften mit Fachleuten eingegangen. 

Für den Pistenbau steht ein erfahrenes, professionelles Team bereit, das durch den Skiclub Montafon unterstützt wird, damit dessen Mitglieder wertvolle Praxiserfahrungen sammeln können. Mitte Januar fand ein weiterer Lokalaugenschein mit unserem slowenischen Pistenbauer Ales Špan statt, der uns die finalen Anweisungen gab, um optimal auf den Bau Mitte Februar vorbereitet zu sein.

 Zusätzlich werden eine Pistenraupe sowie zahlreiche helfende Hände benötigt, um alle Vorbereitungen erfolgreich abzuschließen. Es benötigt Strom im Zielbereich sowie eine gute Internetverbindung am Berg. Im Vorfeld des Wettkampfs bringt die FIS Europa Cup-Racedirektorin die notwendige technische Ausstattung mit, einschließlich Equipment für die Bewertung und die Live-Übertragung im Internet."

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Wie früh beginnen die Arbeiten für ein Event dieser Größenordnung?

"Die Vorbereitungen für ein Event dieser Größenordnung beginnen bereits viele Monate, oft Jahre, im Voraus. In diesem Fall starteten wir im Sommer 2024 mit intensiven Planungen und zahlreichen Abstimmungen zwischen den beteiligten Parteien. Schon im vergangenen Winter fand ein erster Lokalaugenschein mit erfahrenen Fachleuten statt, um die Anforderungen vor Ort besser einschätzen zu können und eine solide Grundlage für die Umsetzung zu schaffen.

Die frühzeitige und detaillierte Planung ermöglicht nicht nur eine reibungslose Umsetzung, sondern schafft auch die Basis, um Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Dazu gehören unter anderem die Sicherstellung der Schneeverhältnisse, der Aufbau der Infrastruktur und die Organisation von Helferinnen und Helfern, ohne die ein solches Event nicht möglich wäre."

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Was macht eine Buckelpiste aus?

Eine Buckelpiste ist durch klare Vorgaben der FIS definiert, die sicherstellen, dass alle Wettkämpfe weltweit auf standardisierten Pisten ausgetragen werden. 

Der Buckelpistensport ist eine der wenigen Disziplinen, in der Damen und Herren auf der gleichen Piste fahren. Beide Wettkämpfe – Moguls und Dual Moguls – finden auf derselben Strecke statt. Die Buckel sind gleichmäßig auf der Piste verteilt, mit Abständen von etwa 3 bis 4 Metern, abhängig von der spezifischen Gestaltung der Piste. Die Größe und Form der Buckel müssen präzise sein, da sie entscheidend für die Sicherheit und Leistung der Athletinnen und Athleten sind.

Im ersten und letzten Drittel der Piste befindet sich jeweils eine Schanze. Hier müssen verschiedene Sprünge gezeigt werden, die sowohl technisch anspruchsvoll als auch ästhetisch ansprechend sind. Diese Sprünge machen einen wesentlichen Teil der Bewertung aus. Diese erfolgt durch Kampfrichterinnen und Kampfrichter, die entweder vor Ort im Zielbereich oder zunehmend online zugeschaltet sind. 

Ein weiterer entscheidender Faktor für einen erfolgreichen Wettkampf ist das Wetter. Da die Bewertung optisch erfolgt, sind gute Sichtbedingungen unerlässlich, um faire Beurteilungen zu gewährleisten.

Insgesamt erfordert die Gestaltung der Buckelpiste höchste Präzision und ein tiefes Verständnis für die spezifischen Anforderungen des Sports, um die bestmöglichen Wettkampfbedingungen zu bieten.

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Welche Herausforderungen gibt es bei der Präparierung der Piste?

"Die Präparierung einer Buckelpiste ist eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Obwohl wir uns bestmöglich vorbereiten, bleibt das Wetter eine unkontrollierbare Variable. Insbesondere Nebel stellt eine Herausforderung dar, da er die Sicht auf die gesamte Piste erheblich einschränkt und die Arbeit erschwert.

Die Steilheit der Piste ist hingegen gut zu bewältigen, da wir mit modernen Seilwindenraupen arbeiten. Eine zweite Pistenraupe steht am Start bereit und sichert die Arbeitsmaschine mit einer Seilwinde ab, wodurch auch steile Abschnitte sicher und präzise bearbeitet werden können.

Die Schneequalität ist ein weiterer entscheidender Faktor, der jedoch nur begrenzt beeinflussbar ist. Idealerweise ist der Untergrund hart und gefestigt, damit die Pistenraupe nicht zu tief einsinkt und eine stabile Basis für die Buckelstruktur bietet. Die obere Schneeschicht wird aufgeraut, um die nachfolgenden Handarbeiten – wie das Formen und Anpassen der Buckel – zu erleichtern.

Zusätzlich erfordert der Pistenbau viel Erfahrung und Koordination zwischen den Teams. Der enge Zeitrahmen und die hohen Standards, die für internationale Wettkämpfe gelten, erhöhen die Anforderungen. Dennoch sorgt eine sorgfältige Planung, gepaart mit der richtigen technischen Ausrüstung und Expertise, dafür, dass auch unter herausfordernden Bedingungen eine optimale Piste entsteht."

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